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MEINUNGEN
Leserbrief in der HNA am 29.07.2020 von Michaela Viet
zum Thema Geplante Steinbrucherweiterung bei Braunhausen und Gilfershausen
Haben wir nichts gelernt ?
Unbeantwortete Fragen, die sich stellen und Angst und Sorge bereiten:
Wo sind die Stadtverordneten, die wir gewählt haben, die die Fürsorgepflicht für uns Bürger tragen, die Schaden von uns abwenden sollten?
Wo sind diejenigen die Sorge dafür zu tragen haben, dass unsere Kinder sicher auf den Straßen unterwegs sein können?
Wo sind die Seniorenbeauftragten, die als Fürsprecher deren Interessen vertreten und sie nicht den Gefahren und Belastungen eines Schwerlastverkehrs aussetzen sollten?
Wer fühlt sich verantwortlich für die extrem gefährdeten Radfahrer, die nun vermehrt stadteinwärts auf den Straßen unterwegs sind, um damit auch unsere Umwelt zu entlasten?
Wo ist die Empathie der Verantwortlichen mit den Menschen geblieben, die um ihre Gesundheit, Lebensqualität sowie ihr Hab und Gut bangen?
Wie sollen wir unseren Kindern und Kindeskindern je erklären, dass solche massiven Eingriffe in unsere fragile Umwelt und das Ökosystem für 60 Jahre toleriert wurden?
Warum bewertet man Gewinnmaximierung höher, als die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitbürger, in einer noch bis dato lebenswerten Region?
Warum muss der Mensch in seiner Unersättlichkeit alles zerstören, um sich zu bereichern? Haben wir immer noch nichts gelernt?
Michaela Viet, Bebra
Dieter Gothe (Bebra):
Nicht beispielhaft ist die von teilweise großer Verständnislosigkeit geführte Debatte um den schlecht erreichbaren Steinbruch zwischen Gilfershausen und Braunhausen.
Ich rege daher ein Moratorium an. In dieser Zeit (z.B. bis 2021/22) sollte eine Mediation stattfinden. Durch ein Forum mit Bürgern, Unternehmer, Experten, Verwaltung sollte in geordneter, demokratischer Weise mit wiederholten Gesprächen und Diskussionen zur Klärung der Situation beigetragen werden. Am Ende des Dialogprozesses sollte ein Ergebnis vorgestellt werden, über das die StaVo beschließen kann. Damit werden Verletzungen und Irritationen auf allen Seiten bestmöglich vermieden und minimiert. Zum Wohle der Stadt und ihrer Stadtteile.
Unabhängig davon; Bebra muss nach der weitgehend gelungenen Innenstadtsanierung II dringend ein Leitbild herausarbeiten, das die beschlossenen Zielsetzungen Familienfreundliche Kommune, Kommune für die Erhaltung der Artenvielfalt, weltoffene, gastfreundliche Stadt und eine nachhaltige Wirtschafts- und Stadtentwicklung vereint.
Die Sorgen der nachhaltig denkenden Bürgerinnen und Bürger um den Erhalt und Entwicklung hoher Lebens- und Erlebnisqualität im Bereich des Zechsteingebietes am Rande des Richelsdorfer Gebirges und im Gebiet der Kernstadt Bebra werden teilweise unsachlich weggewischt. Alleinigen Vorrang verdient laut Auffassung vieler Mandatsträger ein Steinbruchbetrieb mit seinen wohlverstandenen wirtschaftlichen Interessen.
Dabei fällt den Kommunalpolitikern bisher nicht auf, dass man mit den Ortsbeiräten ein Kultur- und Natur-Wanderwegenetz „Quincunx“ durch Förderung des Staates (LEADER-Mittel) aufgebaut hat, das den Erlebnisbereich in den Fuldaauen mit der herrlichen Umgebung verbindet und ein Pfund für den heimischen Tourismus werden könnte.
Die hessische Landesregierung unterstützt aktuell die Tourismusbemühungen in den naturschönen Regionen unseres Bundeslandes (siehe HNA). Gerade in dieser Zeit richtig und wichtig!
Offenbar findet neben der landschaftsgebundenen Erholung selbst das Wohnen in der Innenstadt jedoch noch keine besondere Beachtung.
Mit dem GAMA und anderen Investitionen heimischer Bankhäuser, sowie privater Unternehmer ist Einiges zur Verbesserung der Wohnqualität für Bebra erreicht worden. Wie schnell bleiben selbst neu erbaute Wohnungen und Geschäfte eines Tages leer und man wundert sich dann über „unerklärbare“ Verluste!?! Der Wohlfühlfaktor ist entscheidend für die Wahl des Wohnortes. Eigentlich eine Binsenweisheit, die ich bereits vor Beginn der Stadtsanierung öffentlich ins Feld geführt habe.
Ökonomische Entwicklung kann man im 21. Jahrhundert im Übrigen nur im Einklang mit sozialen und ökologischen Zielen erreichen.
Gerade Bebra braucht für eine günstige Bevölkerungsentwicklung noch deutlich mehr Argumente als die gelungene Stadtsanierung mit Entwicklung eines Erlebnisbahnhofs und dem funktionierenden Konzept des be.
Zum Gesamtpaket gehören Natur und Landschaft hinzu, um Orte der Stille und Besinnung wie z. B. die Trottenstiftung und die Kommunität mit ihrem breiten Bildungs- und Erholungsangebot dauerhaft abzusichern und daraus auch ein Angebot zum Zuzug von Menschen zu schaffen, die wegen Lärm, Stress und überteuerten Wohnungen anderer Orts nicht mehr leben möchten. Die mittelfristige Bevölkerungsprognose für Bebra ist nämlich keineswegs rosig und es wird darauf ankommen, dass gerade auch die ab den 1970er bis in die Gegenwart gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser in den Stadtteilen und in der Kernstadt an jüngere Menschen verkauft werden können und auch die Leerstände in den Innenbereichen Interessenten finden.
Die Politik in der Kernstadt Bebra ist die Lokomotive einer positiven Entwicklung in den kommenden Jahren, wenn sie in der Lage ist, Ökologie, Soziales und Ökonomie zu versöhnen und ihre Stadtteile mit ihren relativ wenigen Einwohnerinnen und Einwohnern nicht als lästige Anhängsel ansieht, deren Ansprüche und positives Wohngefühl als zweitrangig behandelt werden. Dafür muss vieles getan, aber auch das ein oder andere unterlassen werden.
Ob der Steinbruch ein Schaden für die Allgemeinheit darstellt, wird daher sehr intensiv zu betrachten sein. Eine breite demokratische Diskussion mit ergebnisoffenem Ende möchten Einige verhindern. Bürgerbeteiligung ist für ein gesundes, demokratisches Miteinander jedoch ein selbstverständliches MUSS und keine lästige Begleiterscheinung
Ein den Menschen in den 5 Bebraer Stadtteilen gegen deren Willen aufgedrücktes Großprojekt mit einer Laufzeit von 60 Jahren wäre ein Menetekel. Nicht zuletzt auch ein ökonomisches!
Bereits 1992/1993 haben sich Anlieger der Rotenburger Straße in Bebra über das erhöhte Verkehrsaufkommen und die Erschütterungen durch den Schwerlastverkehr beschwert. Dieses Thema wird aktueller denn je, wenn es zur Erweiterung des Steinbruches bei Braunhausen/Gilfershausen kommt und die Verkehrsführung des Schwerlastverkehrs durch die Stadtteile und die Kernstadt erfolgt.
Diese Stellungnahme hat die BI ohne Absender erhalten.
Mit jedem Redebeitrag auf den öffentlichen Veranstaltungen zu diesem Thema wird das Anliegen der Firma Beisheim mehr zum Schlag ins Gesicht der Anwohner der betroffenen Ortsteile.
Der Geschäftsführer in Person gibt die Leistungsfähigkeit der vorgesehenen Brecheranlagen beim Ortstermin mit 100 Tonnen pro Stunde an, jeder der in einem Wirtschaftsunternehmen tätig ist weiß, welche Auslastung ein Unternehmer anstrebt - lieber 120% als 80%.
Die Damen und Herren gewählten Volksvertreter der Ausschüsse und der Stadtverordnetenversammlung sprechen davon, die Gesamtheit der Interessen der Stadt Bebra und seiner Bürger betrachten zu müssen. Die ablehnende Haltung ALLER gehörten Ortsbeiräte ( bei wenigen Enthaltungen und Gegenstimmen ) wird aber lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Sehr schade um die vielen Stunden Arbeit die diejenigen investieren, die sich wirklich dafür einsetzen, dass das Leben in unseren kleinen Dörfern, trotz der großen strukturellen Schwächen, seinen Charme behält. Jegliche ehrenamtliche Tätigkeit wird durch die Gedanken der Verantwortlichen torpediert, dass hier indirekt eine Zustimmung zu MINDESTENS 40 LKW -Durchfahrten durch die Dörfer gegeben werden soll.
Die gemeinsame, sachlich vorgetragene Bitte der Ortsvorsteher, eine Informationsveranstaltung für ALLE betroffenen und interessierten Bürger einzuberufen wurde vom Stadtverordnetenvorsteher harsch mit Corona Argumenten abgetan. Eine Farce. Kann hier die Bürgerbeteiligung wegen des Pandemiegeschehens ausgesetzt werden oder gilt es nicht eher, bei solch weitreichenden und mehrere Generationen betreffenden Einschnitten, Möglichkeiten zu suchen, das Verfahren oder die in Gang geratenen Prozesse anzuhalten bis wieder sauber kommuniziert werden kann? Die Corona Problematik hat keiner der Beteiligten zu verantworten, aber der saubere Ablauf und die damit verbundene Bürgerbeteiligung dürfen in meinen Augen hierunter keinesfalls leiden. Auch eventuelle Argumente, dass für den Unternehmer schnellstmöglich Klarheit geschaffen werden muss
kann im Hinblick auf pandemiebedingte, lange Schließungen ganzer Wirtschaftszweige nicht ernsthaft angeführt werden.
Den meisten Bürgern die Ihre Bedenken äußern und anfangen, sich zu organisieren geht es um nichts anderes, als zusätzlich werktäglich 40+ LKW Durchquerungen Ihres engsten Lebensraumes. Die einzigen Tatsachen die junge Familien noch davon überzeugen können in den Ortsteilen sesshaft zu werden sind dörfliche Strukturen, Ruhe und Natur. Nichts davon wird in seiner ursprünglichen Form für die betroffenen Ortschaften erhalten bleiben, wenn der Unternehmer seine Interessen verfolgt und für möglichst großen Durchsatz an der Abbaufläche sorgt.
Das Drängen des Bürgermeisters darauf, ins BImSchG-verfahren einzusteigen und somit alle Belange bezüglich zu erwartender Emissionen und Immissionen zu betrachten und abzuarbeiten, hilft in dieser Hinsicht kein Stück weiter. Die Belastungen durch den LKW Verkehr werden nur bis dahin betrachtet, wo der entstehende LKW Verkehr ins öffentliche Straßennetz eingespeist wird. Die konkrete Rückfrage bei den zuständigen Mitarbeitern des RP hat ergeben, dass die Verkehrszunahme in den Ortschaften ( Imshausen - Solz, Gilfershausen - Bebra - Braunhausen - Asmushausen ) hier keinerlei Beachtung findet.
Sollte insgesamt die vorbildlich geleistete Lobbyarbeit zum Erfolg führen und die Damen und Herren Volksvertreter die Einzelinteressen eines Unternehmers im geplanten Umfang stützen, sich mit Versprechen und einem Fahrradweg abspeisen lassen, ohne die Anbindung des Schwerlastverkehres direkt an die B27 ernsthaft zu verfolgen ( man beachte die Erkenntnisse des Ortbeirats Asmushausen in Bezug auf die sogenannte, ehemalige "Vorzugsvariante"), werden die Ortsteile der Stadt Bebra in diesem Bereich geopfert. Man wird die Auswirkungen nicht am ersten Tag sehen, aber die Bemühungen der ehrenamtlichen um Gemeinschaft und Zuzug werden noch kleinere Früchte tragen und somit wird auch das Engagement der Ehrenamtlichen kontinuierlich nachlassen. Ich denke über die Auswirkungen von noch weiter nachlassendem ehrenamtlichem Engagement in den kleinen Ortschaften brauche ich hier nicht weiter referieren. Wer vor Ort ist und sich engagiert kann diesen Gedanke selbstständig weiterführen. ABER ( Achtung, Ironie!) :
Wir haben "systemrelevanten" Kalkschotter direkt vor Ort und sind für die Zukunft aufgestellt.
Ein zufriedener aber besorgter Bewohner des schönen Solztales
Ist Feinstaub ein unsichtbarer Killer?
Von Ilka Wandel
„Saubere Luft ist ein lebenswichtiges öffentliches Gut. Der Kampf gegen Luftverschmutzung gehört zu den vorrangigen Aufgaben einer verantwortungsvollen Umwelt- und Gesundheitspolitik“, heißt es in einer von Angela Merkel beauftragten Studie über Feinstaub, der nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, April 2019.
Dennoch die Gefahr die von Feinstaub ausgeht, wird als Gesundheitsgefahr deutlich unterschätzt. Wir kennen sehr wohl die Diskussionen über Richtlinien und Grenzwerte, aber nur wer genau hinschaut und differenziert bemerkt, dass auch hier die Ansichten über die maximalen Werte deutlich auseinandergehen. Je nachdem ob sie sich an den medizinischen Empfehlungen oder an den Verkaufszahlen orientieren, variieren die Höchstwerte.
Nach EU-Richtlinien sind 50 µg/m³ erlaubt, welche max. 35-mal im Jahr überschritten werden dürfen, während dieser Wert nach den Richtlinien der WHO nur 3-mal im Jahr überschritten werden darf. Für Feinstaub PM10 ist die Höchstgrenze von 20 µg/m³ zuträglich, denn Feinstaubpartikel gehen in unser Blut zu den Organen und können Ursache für Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf -Erkrankungen, Krebs/Blutkrebs, Diabetes, Übergewicht oder plötzlichen Kindstod sein. Die WHO stuft Feinstaubpartikel nachgewiesener Weise als sicher krebserregend ein.
Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universitätsmedizin Mainz fanden heraus, dass Feinstaub der Gesundheit schadet, mit dem erschreckenden Ergebnis dass europaweit 790 000 und weltweit 8,8 Millionen Menschen frühzeitig an Krankheiten sterben, die durch Feinstaubpartikel mit verursacht werden und Feinstaub bedeutend gefährlicher ist als Rauchen.
Was ist Feinstaub?
Das Bundesumweltamt definiert Feinstaub als Schwebstaub. Es handelt sich um kleine Schwebteilchen die in der Luft verweilen, PM10 gibt die Größe der Körnchen an.
Ultrafeinstaubpartikel 2,5PM sind noch kleiner und können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und von dort aus strömen sie über die Blutbahnen in den gesamten Körper. Nicht nur solche Partikel sondern auch deren toxische Beifracht in Zellen bzw. Zellwänden lagern sich oft in diversen Organen ab und können diese verändern.
Was passiert durch Feinstaub im Körper?
Die Entstehung von Feinstaubkrankheiten ist bereits sehr gut untersucht und man weiß heute sehr genau, dass die Feinstaubpartikel über die Lunge ins Blut und in die Organe und Blutgefäße gelangen und dort Entzündungen und Verkalkungen hervorrufen. Ultrafeinstaub kann schnell im Gehirn nachgewiesen werden und wird von den Wissenschaftlern für Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aller Art verantwortlich gemacht.
Feinstaub wird nicht nur durch Abgase verursacht sondern kann vielerlei Ursachen haben, wie zum Beispiel auch aus der Umwelt. Ein sehr deutliches Beispiel sind die Kanarischen Inseln: laut einem Artikel der Europapress vom 5. Mai 2020 leiden 47,8% (!) also fast die Hälfte aller Erwachsenen der kanarischen Bevölkerung an chronischen Lungenerkrankungen, wie Asthma. Wenn auch die Tendenz für Asthma vererbt zu sein scheint, sind die Einheimischen sich sicher: Grund ist der Wüstenwind (Calima), der die Inseln regelmäßig in eine Feinstaubwolke hüllt.
Eine der gefährlichsten Feinstaubemissionen kommt nicht nur durch die Autoabgase, sondern auch durch den Abrieb der Reifen auf der Straße oder Staub bei Baustellen. Bildet sich der gefährliche Ultrafeinstaub, gelangt er über die Lunge ins Blut und direkt ins Gehirn, wodurch die verschiedensten Gesundheitsprobleme entstehen können: Demenz, Schlaganfall, Verkalkungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzinfarkt, bis hin zum Tod können die Folge sein.
Das Fazit ist also, dass Feinstaub nachgewiesener Weise gesundheitsschädlich und unter Umständen sogar tödlich sein kann.
WEBLINK: https://youtu.be/Yanu8u9DgIs
Befürchtung eines Lispenhäusers
BI: Herr Rehs, sie wohnen in Lispenhausen. Warum machen sie sich Gedanken über den Steinbruch zwischen Braunhausen und Gilfershausen?
Ja, ich wohne in Lispenhausen, arbeite aber in Bebra. Mein Weg führt mich also fast täglich nach Bebra und dank der vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten von A bis Z (Das Be!, Banken, Lebensmittel-, Getränke- und Baumärkte etc.) und wirklich klug durchdachtem Verkehrskonzept (neue Verkehrsführung Südspange/Bahnhof, viele Kreisel, geringe Wartezeiten, super Parkplatzangebot) kaufe ich die Dinge des täglichen Lebens in Bebra.
BI: Und warum sollte sich das ändern?
Die LKW der Firma Beisheim z. B. transportieren seit Jahren in Bebra Kies und Sand über die gute Anbindung der Kiesgrube an das Industriegebiet West (Georg-Ohm- und Robert-Bunsen-Straße), direkt auf die B27 bzw. B83.
BI: Das ist doch eine gute Lösung?
Absolut richtig, der Innenstadtverkehr wird dadurch nicht belastet. Doch mit der Wiederinbetriebnahme des besagten Steinbruches – mit geplanten 21 ha ist der etwa 10 Mal so groß wie der alte Bruch – wird das anders. Mit der jetzt favorisierten Anbindung auf die K53 fährt der Großteil des zukünftigen Schwerlastverkehrs durch Gilfershausen nach Bebra, hier über die Gilfershäuser Straße und die Eiserne Brücke direkt in die Innenstadt und das sechs Tage die Woche, auch samstags. Am ersten Kreisel nach der Brücke wird sich dann der Verkehr irgendwie aufteilen, vorbei am GAMA zum Röse-Kreisel oder über die Lindenallee vorbei am Kindergarten, der Rotenburger Straße und so weiter. So oder so müssen die ja auf die Bundesstraßen 27 und 83 kommen. Und wie ich aus der HNA vom 19.06.2020 erfahren habe, soll der neue Bruch jetzt sogar 60 statt 30 Jahre betrieben werden.
BI: Sie befürchten konkret?
Ich befürchte, dass die Mehrbelastung der Anlieger entlang der Strecke aber auch der übrigen Verkehrsteilnehmer durch Dieselabgase, Feinstaub, vollere Straßen, Lärm, Erschütterungen – und das im sensiblen Bereich der Innenstadt – erheblich zunimmt. Ich denke da auch an die schwächeren Verkehrsteilnehmer: Kinder, Ältere, Radfahrer (sind Sie schon einmal als Radfahrer von einem LKW mit Anhänger bei Gegenverkehr überholt worden? – kein schönes Gefühl). Na ja, und ich glaube dass dies schlussendlich auch nicht förderlich für den Einzelhandel in Bebra sein wird.
Was genau an Verkehrslärm krank macht
Von Ilka Wandel
Unsere moderne Welt wird nicht nur immer schneller sondern auch immer lauter. Dass zu viel Lärm Stress bereitet und langfristig krank macht wissen die meisten. Aber was genau am Lärm krank macht, wissen die wenigsten. Denn jede Art Stress beeinträchtigt massiv die Gesundheit, aber tatsächlich müssen wir dem Lärmstress noch eine gesonderte Rolle einräumen. Lärmstress verursacht die sogenannten Lärmkrankheiten.
Unser menschlicher Organismus kann sich so an Geräusche gewöhnen, dass es uns nahezu nicht mehr stört. Man scheint den Lärm nicht mehr zu hören. Aber auch bei Lärm gilt: Lärm ist nicht gleich Lärm! Es ist ein bedeutender Unterschied, ob der Lärm kurz und heftig, oder über den Tag konstant alle paar Minuten, den Körper in Lärmstress versetzt.
Anwachsende Dauerbeschallung durch ein wachsendes Verkehrsaufkommen ist eine der tückischsten Lärmbelästigungen da man sich scheinbar daran gewöhnt, aber im Abstand von wenigen Minuten wird der Körper wieder und wieder in Alarmbereitschaft gesetzt. Denn bei Lärm wird ein Urinstinkt der sofort potenzielle Lebensgefahr signalisiert, stimuliert. Dieser Urinstinkt ist ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten und was uns einst das Überleben sicherte, wird heute in modernen Zeiten schädlich.
Es ist nicht das “Es ist so laut Gefühl“, das krank macht, sondern dass der menschliche Körper durch den Lärm in extremen Stress versetzt wird, der unsere Urinstinkte in den Überlebensmodus versetzt.. Folglich schüttet der Körper Hormone aus, genauso wie bei einem echten Überlebenskampf der den Blutdruck steigert und das Herz schneller schlagen lässt. Diese Schutzfunktion aus Urzeiten, kann heute aber gefährlich sein.
Und tatsächlich: „Eine Studie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 7.04.2011 belegt ca. 50000 Herzinfarkte die nachweislich durch Verkehrslärm verursacht wurden. Die Zahlen sind erschreckend und die Tendenz ist steigend. Bei den sogenannten Lärmkrankheiten wie: Tinnitus, Ohrgeräusche, Konzentrationsstörungen, Lernschwierigkeiten sowie Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Herzkreislauf Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten liegen die Zahlen noch weitaus höher. Dieser Studie zu Folge wird Verkehrslärm von der WHO als zweitgrößtes Gesundheitsrisiko in Europa eingestuft.
Es wird deutlich, dass wir Lärmbelästigung neu verstehen müssen und dass Lärmstress nicht mit etwas Unwohlsein zu verwechseln ist und weggeht wenn man sich nur daran gewöhnt hat, oder dass man mit der Zeit gar belastbarer wird. Aller Stress versetzt das menschliche Nervensystem in das sogenannte Sympatikussystem und somit in eine herabgesetzte Organfunktion. Geschieht das über Jahre, sind chronische Beschwerden und Erkrankungen eine logische Konsequenz.
Die BI im Gespräch mit der ehemals betroffenen Anrainerfamilie H. aus Braunhausen:
Gleich zu Beginn des Gesprächs wird klar, wie hoch emotional das Thema Steinbrucherweiterung für die Familie H. ist und dass die Nerven blank liegen in Anbetracht dessen, dass das überstanden geglaubte Martyrium wieder von vorne los gehen könnte.
Auf die Frage, was aus der aktiven Zeit der alten Steinbrüche noch in Erinnerung geblieben ist, kommt die prompte Antwort: „An diese Zeit habe ich die schlimmsten Erinnerungen. Als Kind und Jugendliche hatten wir faktisch keine Ferien mit Ausschlafen wie andere Kinder, ab kurz nach 6 Uhr donnerten die ersten Laster am Haus vorbei. Den schlimmsten Krach machten die leeren LKW, und wenn sie voll waren, wackelten die Wände und die Gläser klirrten im Schrank.“
Nur ungern lies die Mutter die Kinder die schmale Straße zum Bus laufen, wohl wissend, dass die Fahrzeuge die gesamte Straße benötigten. „Grenzsteine oder Straßenränder hat da keiner der Fahrer beachtet. Die haben sich die Straße einfach breiter gefahren, auf Kosten der angrenzenden Flächen!“, erklärt mir Herr H. Regelmäßig sei über die Straßenränder gefahren worden, so dass diese bei Regen einen regelrechten Bachlauf bildeten. „Da hatten wir des Öfteren die Wassermassen mit Schlamm auf dem Hof und wenn es ganz schlimm war bis im Haus.“, so Frau H. Überhaupt sei der Staub und Dreck überall gewesen. Man könne sich nicht vorstellen, was die Fahrzeuge für riesige Staubwolken hinter sich hergezogen haben.
Auf ihrer Fahrt durch das Dorf und die engen Kurven haben die Laster oft einiges ihrer Ladung verloren. Nicht selten lagen dann gefährlich große Schotterbrocken mitten auf den Fahrbahnen. „Wir mussten jedes Mal mehrfach anrufen und uns beschweren, dass die Straßen dringend sauber gemacht werden müssten!“, was dann aber trotzdem nicht immer erfolgte.
Am Straßenrand zeigt mir Herr H. die praktisch weggefräste Bordsteinkante und den abgesenkten Gullideckel. „Das sieht hier seit 20 Jahren so aus, eben seit der alte Bruch dicht gemacht hat“, erklärt mit Herr H. An vielen Gebäuden seien in der Zeit Risse entstanden, so auch an der nahe gelegenen Kirche. Natürlich könne man nicht beweisen, dass diese vom Schwerlastverkehr herrührten. Aber der Verdacht liegt nahe.
Zum Abschluss versichert mir Frau H.: „Wenn das kommt verkaufen wir das Haus, dann werden auch unsere Kinder nicht hier bleiben wollen!“ Das ist ein unmissverständliches Statement, denke ich bei mir, das die Befürchtungen der BI auf ganz bedrückende Weise belegt.
Erfahrungsbericht des betroffenen Anwohners M.R. ( Braunhausen ):
„1991 habe ich in Braunhausen an der Zufahrtsstraße des Steinbruches (Am Molkenborn) ein Haus gekauft. Ich erhoffte mir einen ruhigen Wohnort gefunden zu haben, renovierte das Gebäude und genoss die Abgeschiedenheit und Ruhe. Ende 1992 war es damit vorbei! Kurz nach 5.00 Uhr morgens rollten ganze LKW-Kolonnen Richtung Steinbruch. An Schlaf war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Dieser Verkehr dauerte täglich bis mindestens 22.00 Uhr an. Da die Zufahrtsstraße sehr schmal war, warnten sich die entgegenkommenden Fahrer durch mehrfaches Hupen. Hier muss man wissen, dass LKW-Hupen in ihrer Lautstärke mit dem Nebelhorn eines Kreuzfahrtschiffs vergleichbar sind. Da die Fahrzeuge sehr dicht an meinem Wohnhaus vorbei mussten, erzitterten buchstäblich die Wände und nach kurzer Zeit hatte ich Risse im Bad und am Außenputz. Ersetzt hat mir diese Schäden natürlich niemand.
Zum unerträglichen Lärm kam außerdem noch der Staub, den jeder einzelne LKW wie eine Fahne hinter sich herzog. Die Straßen waren nach kurzer Zeit kaputt gefahren, weil natürlich nicht ausgelegt für derartigen Verkehr.
Zurück geblieben aus dieser unerfreulichen Episode des Braunhäuser Lebens ist eine Mondlandschaft, lebensfeindlich und öde.
Was uns nun droht wird in seiner Dimension den alten Bruch um Längen in den Schatten stellen. Flächenmäßig und auch verkehrstechnisch mit all den oben beschriebenen Begleiterscheinungen. Das „Beisheim 2.0“!“
Befürchtung des betroffenen Anwohners C.S. ( Imshausen ):
Als Kleinunternehmer genießen meine Kursteilnehmer bei meinen IT-Schulungen ganz besonders das ruhige Umfeld und die schöne Landschaft in den Außenbezirken Bebras. Eine solche positive Lernumgebung hilft sehr beim Kennenlernen des umfangreichen und komplizierten Stoffes beim Programmieren.
Wenn nun pro Stunde immer wieder viele LKW durch unser Dorf fahren, bringt das sehr viel Unruhe mit sich und
würde meine Kurse sehr stören!
Befürchtung der betroffenen Anwohnerin A.M.S. ( Imshausen ):
Als Fahrradfahrerin befürchte ich, dass die LKW-Fahrten der Firma Beisheim auf einer sowieso engen Straße ohne Fahrradweg für mich zu gefährlich werden - ich werde dann wohl wieder Auto fahren müssen!
Interview mit Herrn Grebe aus Braunhausen:
BI: Herr Grebe, was genau begeistert Sie an Braunhausen?
Herr Grebe: Mein beruflicher Alltag findet im Wechselschichtdienst statt, d. h. konkret, dass kein wiederkehrender Tagesrhythmus möglich ist. Zudem gibt es kaum Schichten, die planmäßig verlaufen, so dass die psychische und physische Belastung oft enorm ist. Zur Regeneration und zum Kraft tanken genieße ich die ausgiebigen Spaziergänge auf tollen Wanderwegen in unserer wunderschönen Natur. Für mich ist das enorm wichtig, um wieder bei mir anzukommen.
BI: Spazieren gehen geht ja auch anderswo, was ist dahingehend so besonders in Braunhausen?
Herr Grebe: Das Besondere ist tatsächlich die Ruhe, die man hier erleben kann. Kennen Sie einen Ort, der für Sie zu Fuß erreichbar ist und an dem man nichts weiter hört, als das Singen der Vögel? Kein Rasenmäher, kein Trecker, keine Fahrzeuge, in Corona-Zeiten nicht mal das Brummen von Jets am Himmel!! Das ist fantastisch und nicht zu bezahlen, denn Lärm macht bekanntlich krank. Ein Ort der Ruhe, das ist etwas was man heute lange suchen muss. Darum ist für mich Urlaub auch nicht so wichtig, ich nehme mir hier vor Ort kleine Urlaube, wenn man so will.
BI: Das hört sich paradiesisch an. Was befürchten Sie für sich und den Ort, wenn die Erweiterung des Steinbruchs kommen sollte?
Herr Grebe: Für mich persönlich befürchte ich natürlich, dass diese kleinen Fluchten nicht mehr erreichbar sein werden. Vermutlich werden die Arbeiten im Bruch je nach Windrichtung mehr oder weniger laut in und um Braunhausen zu hören sein. Außerdem rollt dann ja einiges an LKW von A nach B und ob die dann immer die vorgeschriebene Route nehmen, weiß man auch nicht. Womöglich geht dann doch wieder ein Teil des Verkehrs direkt durch Braunhausen. Das Schlafen am Tage, nach einer anstrengenden Nachtschicht, wird dann nicht mehr möglich sein.
Einschätzung des Jagdausübungsberechtigten in Braunhausen, Andreas Voß zur Erweiterung des Steinbruchs zwischen Braunhausen & Gilfershausen
Die im Raum stehende Wiederinbetriebnahme des Steinbruchs zwischen Braunhausen und Gilfershausen würde einen großen Eingriff in das vorherrschende Landschaftsbild sowie in die heimische Flora und Fauna bedeuten.
Zunächst möchte ich auf das FFH-Gebiet hinweisen, das sich auf dem Gebiet des geplanten vergrößerten Steinbruches befindet. Die dortige Fläche ist grundsätzlich als schützenswert eingestuft.
Unabhängig von dieser Einstufung möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Erweiterung negative Auswirkungen auf den Tourismus in der Region haben könnte. Urlauber und Einheimische, die von der Schönheit der Landschaft und der Ruhe des Gebiets angezogen werden, könnten diese zukünftig meiden.
Neben dem Steinbruch selbst, hätte auch der geplante Zufahrtsweg Auswirkungen auf die umliegende Natur, aber vor allem auf die Anwohner, die täglich mit 40 bis 50 Lkw-Fahrten belastet würden. Weiter ist es fraglich, ob es bei diesen genannten Zahlen bleibt, denn falls es Großprojekte fordern, wird dieser Schnitt sehr wahrscheinlich höher sein.
Lärm, Staub und die wahrscheinliche Überlastung der vorhandenen Infrastruktur durch hohe Tonnage, erhöhtes Unfallrisiko, die Wertminderung der Immobilien, Verstärkung der Landflucht, kein weiterer Zuzug von jungen Familien sind Negativfaktoren. Folglich gibt keinen einzigen Mehrwert für die Einwohner des Dorfes. Die neue Zufahrt, die direkt am Ortseingang liegen soll und den örtlichen Bach schneiden würde, sehe ich als großes Problem bei einem Starkregen-Ereignis, welches dann im Ort zu Überflutungen führen könnte. Im Ernstfall dient dieser Bach min. 500ha Fläche als Ablauf.
(Anmerkung BI: o.g. Zufahrt beschreibt Variante I über Braunhausen + Asmushausen auf B27)
Aus dem jagdlichen Blickwinkel werden natürliche Wildwechsel und Habitate zerstört bzw. zerschnitten. Auch die für das Wild so wichtige Ruhe wird in diesem Teilbereich des Reviers nicht mehr gegeben sein. Ob dieses zu erhöhten Wildschäden führt, lässt sich schwer einschätzen. Vielleicht muss dann über eine Minderung der Jagdpacht gesprochen werden.
Grundsätzlich ist jeglicher Flächenverbrauch als sehr kritisch anzusehen, denn allein in Hessen gehen täglich 30.000 m² natürlicher Fläche verloren (Quelle BUND). In diesem Zusammenhang: Gibt es eigentlich eine Bedarfsplanung, die feststellt, dass diese Fläche unbedingt zum Abbau des Kalksteins benötigt wird ? Weiterhin bleibt fraglich, wer die Garantie gibt, dass der Steinbruch in 30 Jahren tatsächlich renaturiert und nicht als Deponie genutzt wird. Ebenso bleibt offen, ob die LKWs nur diese „Vorzugsvariante“ benutzen dürfen und nicht den Weg durch die Dörfer !
Nach genauer Betrachtung lautet mein persönliches Fazit - Nein zur Erweiterung !
Ja zur Natur !
Einschätzung zur Erweiterung und Wiederaufnahme des Steinbruchs in Braunhausen / Gilfershausen der Jagdgenossenschaft Bebra-Braunhausen, Hans-Georg Blackert, Jagdvorsteher.
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit mit dem Betrieb des kleineren Steinbruches und den Erfahrungen mit der Verpachtung des Jagdrechtes der Jagdgenossenschaft Braunhausen, ergeben sich für die Jagdgenossenschaft verschiedene Probleme.
Der Pachtwert für ein Jagdrevier ergibt sich zunächst aus der Reviergröße, dem zu erwartenden Wildertrag und zu einem erheblichen Anteil aus dem Erholungs- und Freizeitwert der Jagd für den oder die Pächter. Die letzte Verpachtung hat gezeigt, dass es für ein relativ kleines Revier schwierig sein kann, einen passenden Pächter zu finden. Insbesondere mussten bei Pachtpreis und Wildschadenersatz erhebliche Zugeständnisse gemacht werden. Aufgrund der im Moment geordneten jagdlichen Verhältnisse gibt es sogar wieder Rotwild als Wechselwild im Revier.
Die Wiederinbetriebnahme des Steinbruches mit grundlegender Erweiterung und Intensivierung des Betriebes am Rand des Reviers Braunhausen, mit extremen Eingriffen in Flora und Fauna sowie die zu erwartende intensive Lärmkulisse birgt erhebliche Risiken für die Jagdverpachtung in der Zukunft.
Die weithin aus jeder Richtung der Reviers zu sehende Mond- und Kraterlandschaft eines Steinbruches, in der zu erwartenden Größenordnung, beeinträchtigt in maßgeblicher Weise die zur Zeit vorzufindende Ruhe, die intakte Landschaft und damit tiefgreifend den Erholungswert des Reviers. Dies betrifft natürlich nicht nur die Jagdgenossen sondern auch die Einwohner des Ortes Braunhausen.
Die geplante Abfahrt durch die Gemarkung Braunhausen, durch den Tunnel und die Kreisstraße bis zur Obermühle Gilfershausen durchschneidet die vorhandenen Wildwechsel durch die zu erwartende tägliche LKW-Karawane und beeinträchtigt die Anwohner zusätzlich durch Lärm und Staub und Dreck.
Leider ist aus jetziger Sicht nicht zu erkennen wie lange sich die Abbauphase tatsächlich hinzieht und ob eine wiederum mit ernstlichen Belastungen zu erwartende Wiederauffüllung geplant ist.