Mir erscheint es so, dass es in dieser aktuellen Diskussion wie so oft nicht um die Sache selbst geht, sondern um das Rechthaben und -bekommen eines der beiden Lager.
Es wird nicht diskutiert, sondern debattiert. Ziel der Diskussion ist es, aus These und Antithese die Synthese zu gewinnen. Dabei müssen alle Beteiligten bereit sein, aufeinander zu zu gehen und Kompromisse zu schließen. Kompromissbereitschaft sehe ich auf keiner Seite der beiden Lager. Nach Debattenmanier versucht jeder mit seinen Wahrheiten und Unwahrheiten möglichst viele in sein Lager zu bekommen und mit der so gewonnenen Mehrheit "sein" Recht zu bekommen. Das finde ich sehr schade, denn unsere Gesellschaft triftet immer mehr vom Gedanken des Allgemeinwohles ab hin zum Eigenwohl, vom Miteinander zum Gegeneinander, vom Altruismus zum Egoismus.
Ich habe der Bürgerinitiative meine Unterschrift gegeben, nicht um den Steinbruch zu verhindern, sondern um einen tragfähigen Kompromiss zwischen Anwohnern, Unternehmen und Umwelt aufgrund demokratischer Diskussion zu erlangen. Ich bin dafür bereit auch meine eigene ablehnende Haltung der Ab- und Anfahrt über die K53 zu überdenken, wenn es entsprechend gute Argumente des Unternehmens und seiner Unterstützer gibt. Politische Lagerbildung hat noch nie zu guten bzw. optimalen Ergebnissen geführt.
Eine Bürgerversammlung bei dem die Argumente auf dem Podium ausgetauscht werden können, wäre hier mehr als hilfreich. Sie wegen COVID-19 abzulehnen, ist Negierung eines Instrumentes der politischen Willensbildung. Neuer Alltag unter COVID-19 bedeutet auch, neu zu denken. Eine Bürgerversammlung muss nicht zwingend in einem geschlossenen, überfüllten Raum abgehalten werden. Wir haben genügend Freiflächen und Technik, um bei sommerlichen Bedingungen eine Bürgerversammlung mit Abstand unter freiem Himmel abzuhalten.
Übrigens ein Hinweis zum Thema (Un-)Wahrheit: Gewerbesteuer wird nicht nur auf der Basis des Gewinnes berechnet.